Getreide 07.12.2022: An den Getreidemärkten geht der Preisverfall weiter, wenn auch in etwas langsamerem Tempo als in den vergangenen beiden Handelssitzungen. Am Dienstag verlor der meistgehandelte März-Weizen an der Börse in Chicago (CBoT) 10,00 auf 729,00 US-Cent/bushel (256,22 €/t).
Der jüngste Preisverfall drückte die Notierungen an der CBoT auf den niedrigsten Stand seit etwa 13 Monaten. Die Preise in den USA bleiben im Vergleich zur Schwarzmeer-Region wenig konkurrenzfähig. Gleichwohl meldet die US-Statistikbehörde, dass die US-Weizenausfuhren im Oktober mit 1,38 Mio. t rund 250.000 t höher ausgefallen sind als die Inspektionsdaten des Landwirtschaftsministeriums bisher nahegelegt hatten. Damit steht der offizielle Exportzähler für Ende Oktober bei 10,05 Mio. t oder nur 150.000 t weniger als im vergangenen Jahr.
Auf der anderen Seite dürfte die Konkurrenz aus Russland weiterhin auf dem Weltmarkt dominieren. Der russische Verband der Getreideexporteure rechnet für Dezember mit einem Exportvolumen von insgesamt 4,5 Mio. t Getreide an Länder außerhalb der Eurasischen Wirtschaftsunion. Das wären 1,2 Mio. t mehr als im Dezember 2021. Insgesamt rechnet der Verband für die erste Hälfte der Saison 2022/23 mit Ausfuhren in Höhe von 26,0 Mio. t, gegenüber 23,6 Mio. t im vergangenen Jahr, wobei das tatsächliche Potenzial von den Experten des Verbandes noch höher eingeschätzt wird.
Kurzfristig könnten sich die Lieferungen aus Russland in den kommenden Tagen allerdings verlangsamen, da Unwetter den Schiffsverkehr im Asowschen Meer behindern.
An der Euronext in Paris haben die Weizenpreise am Dienstag ebenfalls nachgegeben. Der führende März-Termin rutschte um 2,75 €/t nach unten auf 301,25 €/t. Nach Angaben der EU-Kommission haben sich die Weizen-Exporte der EU zuletzt beschleunigt und erreichten in der Woche bis zum 4. Dezember rund 258.000 t. Das ist ein Plus von etwa 80 Prozent zur Vorwoche. Insgesamt steht der Exportzähler der EU für die laufenden Saison derzeit bei 14,49 Mio. t, ein Plus von 0,5 Mio. t zum Vorjahr.
Hintergrund: Sagen wir, wir brauchen pro Monat für den Welthandel 14 Mio. t. Derzeit kommen davon 5 Mio. t aus Russland, 3 Mio. t aus Nordamerika, 3 Mio. t aus Australien. Dann verteilen sich 3 Mio. t auf die EU, auf Argentinien, auf die Ukraine (die EU allein exportierte im Sommer einmal über 4 Mio.t im Monat…). So gesehen ist das jetzt kein bullisches Umfeld für den internationalen Weizenhandel (Weizenmarkt)- solange Russland wirklich pro Monat 5 Mio.t Weizen exportieren kann. Somit sollte ab jetzt auf das zukünftige russische Exporttempo geachtet werden (das auch im Dezember hoch sein soll).
Der Mais, der in Chicago relativ teuer im Vergleich zum Chicago Weizen ist (Matif Weizen ist relativ teuer im Vergleich zum Chicago Weizen), hat dann vielleicht noch eine neue Geschichte, wenn die USA Mais exportieren sollten. Doch das Maisexporttempo aus den USA ist derzeit sehr langsam, weit langsamer als vor einem Jahr. So kann es dann heißen: Der Bulle braucht langsam Futter und sucht und sucht. Der Bär hat genug Futter und wurde sehr stark.
Im Ölsaatensektor sieht die Welt etwas anderes aus. China kauft Sojabohnen in den USA. In Südamerika ist es zu trocken, vor allem in Argentinien. Die Erwartungen für eine Rekordernte stehen weiter im Raum, doch je länger es in Argentinien zu trocken ist, desto geringer wird Wahrscheinlichkeit einer Rekordernte. Das war dann die Angebotsseite. Die Nachfrage bestimmt aktuell China. Und Chinas Nachfrage sollte weiter nicht unterschätzt werden, das betrifft Getreide und auch die Ölsaaten. China bleibt also der große Aufhänger in den Exportländern, um positivere Stimmungen möglicherweise verbreiten zu können.
Euro: Der Euro hat sich am Dienstag etwas stärker gezeigt und erreichte am Nachmittag die Marke von 1,0526 US-$, etwa 0,3 US-Cent höher als noch am Morgen.