Getreide: Am Weizenmarkt bleibt die Stimmung pessimistisch. Händler in den USA richten sich auf das lange Thanksgiving-Wochenende ein.
Der meistgehandelte März 2026 schloss am Dienstag an der Euronext unverändert bei 190,25 Euro je Tonne. An den US-Börsen konnte sich Weizen etwas erholen.
Die Weizenpreise an der Euronext bewegen sich weiter in der Nähe ihrer Laufzeittiefs. Hauptgrund für den Rückgang waren sinkende Preise in den russischen und argentinischen Exporthäfen. Analysten gehen aber nicht davon aus, dass sich dieser Trend deutlich verstärken wird. Der harte Wettbewerb auf dem Weltmarkt zeigte sich am Montag bei einer internationalen Ausschreibung Saudi-Arabiens. Die staatliche General Food Security Authority kaufte 300.000 Tonnen Weizen. Der Weizen soll im Februar und April geliefert werden. Händler waren von dem niedrigen Preisniveau überrascht, das um 7 bis 9 US-Dollar je Tonne unter den vergleichbaren Weltmarktpreisen für diesen Lieferzeitraum lag. Dies verstärkte den Eindruck, dass der Kampf um Marktanteile auch in der zweiten Hälfte der Saison hart bleiben wird, in der die Lieferungen vom Schwarzen Meer traditionell leicht zurückgehen. Diese Sorge zog auch den Mai-Future auf ein Kontrakttief. Der Druck auf den europäischen Markt kommt derzeit von mehreren Seiten. Russische Landwirte stecken nach der Einschätzung des Beratungsunternehmens SovEcon in finanziellen Schwierigkeiten. Sie sind gezwungen, die Ernte 2025 in einem Rekordtempo zu verkaufen, um die laufenden Kosten für die Aussaat und Düngung der Ernte 2026 decken zu können. Dies sorgt in Russland für fallende Preise.
Die hohen Ernten in Argentinien und Australien vergrößern das globale Angebot, das auf eine eher verhaltene Nachfrage trifft. Der festere Euro verschlechtert die Wettbewerbsfähigkeit für Weizen aus der EU zusätzlich. Preisdämpfend wirken auch die guten Wetterbedingungen in Nordamerika und Europa, die gute Voraussetzungen für die Ernte 2026 schaffen. Beobachtet werden auch die Bemühungen um einen Waffenstillstand in der Ukraine. Die Auswirkungen auf den Getreidemarkt werden von den Händlern zwar als gering eingeschätzt, aber dennoch wäre ein Friedensschluss ein eher bärischer Faktor. In diesem Umfeld ist kurzfristig mit keiner Erholung der Weizenpreise zu rechnen.
Die russische Beratungsfirma IKAR gab am Dienstag bekannt, dass sie für 2026 eine russische Weizenernte zwischen 86 und 91 Millionen Tonnen erwartet. SovEcon rechnete in einer Schätzung vom 20. November aufgrund einer erwarteten Verringerung der Anbaufläche 2026 mit einer Weizenproduktion von nur 83,8 Millionen Tonnen, in einer Spanne von 79,8 bis 87,9 Millionen Tonnen. Die Ernte in diesem Jahr schätzt das USDA auf 86,5 Millionen Tonnen.
In den USA bereiten sich Händler auf das lange Thanksgiving-Wochenende vor. Die CBoT ist am Donnerstag wegen des Feiertages geschlossen und am Freitag nur für kurze Zeit geöffnet. Die wegen des Shutdowns nachträglich veröffentlichten Exportverkaufsdaten den USDA für die Woche bis zum 9. Oktober zeigten einen Verkauf von 613.899 Tonnen Weizen, was am oberen Ende der Handelsschätzungen von 350.000 bis 650.000 Tonnen lag. Die Menge war kleiner als in der Vorwoche, lag aber 22 Prozent über dem Wert der gleichen Woche des Vorjahres.
Die Weichweizenexporte aus der Europäischen Union haben bis zum 21. November 9,19 Millionen Tonnen erreicht, verglichen mit 9,69 Millionen Tonnen im Vorjahr. Die Europäische Kommission teilte außerdem mit, dass die EU-Gerstenexporte insgesamt 4,39 Millionen Tonnen erreichten, gegenüber 1,89 Millionen Tonnen im entsprechenden Zeitraum 2024/25.
In den USA erreichte die Aussaat von Winterweizen bis zum Sonntag 97 Prozent, zeigte der am Montag nach Börsenschluss veröffentlichte Crop Progress Report. Die Kampagne läuft damit in einem durchschnittlichen Tempo. Der letzte Bericht für dieses Jahr zeigte, dass 48 Prozent der Weizenflächen mit gut oder ausgezeichnet bewertet wurden, das sind 3 Prozentpunkte mehr als letzte Woche, aber 7 Punkte weniger als im Vorjahr.






