Getreide - Leicht steigend
Zwei Themen beschäftigen derzeit die Agrarhändler: Die Lage am Schwarzen Meer sowie die Ernteaussichten in Australien, Argentinien und Brasilien.
Der Ukraine ist es in der vergangenen Woche gelungen erstmals seit dem Überfall Russlands Weizen aus einem der Tiefwasserhäfen zu exportieren, ohne dass Russland darauf Einfluss nehmen konnte. Die Ukraine hatte eine alternative Schifffahrtsroute eingerichtet, die nahe der eigenen Schwarzmeer-Küste in rumänische Hoheitsgewässer und von dort Richtung Bosporus und Mittelmeer führt. Diesen Weg nahmen in der vergangenen Woche erstmals zwei Frachter, die im bei Odessa gelegenen Hafen von Tschornomorsk mit Weizen beladen worden waren. Russland ließ die Schiffe unbehelligt. Für die Ukraine ist dies ein wichtiger Erfolg, der auch der Debatte um das Getreideabkommen neue Impulse geben könnte. Trotz der anhaltenden Angriffe auf die ukrainischen Häfen, ist es Russland bisher nicht gelungen den Export über die Tiefwasserhäfen am Schwarzen Meer und die Häfen an der Donau zu unterbinden. Reedereien und Versicherungen halten das Risiko, diese Häfen anzulaufen für vertretbar, was ein klarer Punktsieg für die Ukraine ist. Nach neuesten Meldungen bietet ein britischer Versicherungsmakler eine neue Schiffsversicherung für ukrainische Getreideexporte über den Seekorridor des Landes an.
Zwei große Weizenernte in Folge sind für Russland Fluch und Segen zugleich. Die Lagerkapazitäten sind weitgehend ausgelastet, was zu einem hohen Angebotsdruck führt. Um im Wirtschaftsjahr 2023/24 die prognostizierten knapp 50 Mio t Weizen exportieren zu können, müssen die Transport und Umschlagskapazitäten permanent voll ausgelastet werden. Die lässt den russischen Exporteuren kaum Spielraum höhere Preise durchzusetzen. So verwundert es nicht, dass die Weizenpreise in den russischen Exporthäfen in der vergangenen Woche weiter nachgegeben haben. Die Regierungen Russlands und Ägyptens verhandeln derzeit über die Lieferung von 1 Mio t Weizen.
Das anhaltend große Angebot aus Russland und die Exportfähigkeit der Ukraine werden dafür sorgen, dass vom Schwarzen Meer auch in den kommenden Monaten große Mengen auf den Weltmarkt gelangen. Dennoch besteht mittelfristig das Potential für einen festeren Weizenmarkt. Auf der Südhalbkugel entwickeln sich die Weizenbestände schlechter als erwartet. Für Australien hat StoneX die Ernteprognose auf 24 Mio t gesenkt, 2 Mio t weniger ist als die aktuelle Schätzung aus dem US-Agrarministerium. Sollte es zu trocken bleiben, könnte die Menge nach Ansicht vieler Analysten auf 22 bis 23 Mio t schrumpfen.
In Argentinien hat sich der Zustand des Weizens in der vergangenen Woche weiter verschlechtert.
Knapper wird auch das Maisangebot in Brasilien ausfallen. Die globale Maisangebot wird dadurch kleiner, was auch eine Unterstützung für den Weizenmarkt darstellen sollte.
In den ersten Tagen dieser Woche sind leicht höhere Weizennotierungen zu verzeichnen. Gestützt wird europäischer Weizen vom erneut schwächeren Euro.
Ölsaaten - Leicht steigend
Gestützt wird der US-Markt von den unsicheren Ertragsaussichten. Der Analyst Michael Cordonnier senkte seine Ertragsschätzungen auf 4,05 Mrd bu (110,2 Mio t). Das US-Agrarministerium geht derzeit von einem Ertrag von 50,1 bu/ac und einer Erntemenge von 114,5 Mio t aus.
Bullisch bewertet werden auch die hohen Temperaturen in Zentralbrasilien, die die Pflanzung von Sojabohnen beeinträchtigen. Laut AgRural ist die Aussaat auf 1,9% der geplanten Flächen erfolgt, was den Wert aus dem Vorjahr leicht übertrifft.
In den USA richten sich die Händler auf den Quartalsbericht zu den Sojalagerbeständen in den USA ein, die das USDA am Freitag veröffentlicht. Erwartet wird, dass die Prognose gegenüber dem September-WASDE leicht nach unten korrigiert wird und die Vorräte den niedrigsten Stand seit sieben Jahren erreichen.
Dünger - Seitwärts
Insgesamt läuft der Düngermarkt in ruhigen Bahnen. Die Läger der Industrie sind geräumt. Die bisherigen Aufträge wurden bis jetzt abgearbeitet. Der ausgeschriebene Indien-Tender über 3,6 Mio. to Harnstoff ist am Markt ohne große Wirkung geblieben. Solange die Hersteller genügend Lagerkapazität haben, werden diese weiter vorsichtig am Markt agieren. Alternativen zum ASS für die Schwefel-Düngung im Frühjahr müssen am Markt noch in ausreichender Menge platziert werden.