Getreide - Seitwärts
Die Agrarmärkte geben derzeit ein gemischtes Bild ab. Während der Mais- und Sojahandel fest in Bärenhand ist, melden sich beim Weizen die Bullen zurück. Der schwächere Euro stützt die Kurse in Paris.
Die vergangene Woche stand ganz im Zeichen des WASDE-Reports, den das US-Agrarministerium am letzten Dienstag veröffentlichte. Dabei wurden die globalen Weizenendbestände 2023/24 überraschend stark gekürzt. Gleichzeitig hoben die Experten in Washington die Prognose für die Maisernte in den USA an. Bei Sojabohnen wurden die Erwartungen des Marktes im Großen und Ganzen bestätigt. Die globale Bilanz bleibt trotz einer Kürzung der Ernteprognose in den USA drückend.
Die Börsen reagierten auf den WASDE mit Kursaufschlägen für Weizen und Verlusten für Mais und Sojabohnen. Der Handel mit Weizen, Raps und Mais an der Euronext wurde zudem vom erneut schwächeren Euro gestützt.
Global betrachtet bietet der Markt für Mais und Sojabohnen derzeit wenig Fantasie für steigende Kurse.
Der Weizenmarkt bietet momentan eher das Potential für steigende Preise. Dafür gibt es mehrere Gründe:
-> Die globalen Endbestände schrumpfen 2023/24, während sie bei Mais und Sojabohnen ansteigen.
-> Die anhaltenden russischen Angriffe auf Häfen in der Ukraine beeinträchtigen die ukrainischen Exporte.
-> El Nino könnte in Australien und Indien für Trockenheit und Ertragseinbußen sorgen.
-> In Argentinien wächst wegen trockener Böden die Sorge vor einer erneuten Missernte.
-> Auch am Reismarkt sinken die Bestände und steigen die Preise, was am Weizenmarkt für zusätzliche Nachfrage sorgen könnte.
Die EU-Kommission hat am Freitag die Handelseinschränkungen für ukrainische Agrarrohstoffe beendet. Getreide und Ölsaaten können so wieder ungehindert in die Nachbarstaaten geliefert werden. Der bisher vorgeschriebene Transit in andere Länder ist nicht mehr erforderlich. Damit stellt sich die Behörde gegen Forderungen aus osteuropäischen EU-Staaten. Polen, Ungarn und die Slowakei haben angekündigt weiter ukrainische Einfuhren in ihre Länder zu verbieten. Welche praktischen Folgen die jüngste Entwicklung haben wird, bleibt abzuwarten. Sollte der Transit aus der Ukraine in weiter westlich gelegene EU-Staaten weiter möglich bleiben, wären die Auswirkungen allerdings gering. Rumänien hat zudem angekündigt die Umschlagskapazitäten im Hafen von Constanta weiter zu steigern. Dies könnte der Ukraine helfen, das Exporttempo wieder zu erhöhen, nachdem die Ausfuhren mit dem Ende des Getreideabkommens gesunken waren.
Die Ukraine bemüht sich weiter, Exporte über das Schwarze Meer abzuwickeln. 2 Schiffe sind in einem ukrainischen Tiefwasserhafen angekommen, wovon eines den Hafen mit Weizen beladen bereits wieder verlassen hat. Es wäre das erste Schiff nach der Beendigung des Getreideabkommens.
Für die leicht höheren Weizen-Notierungen an der Matif Ende letzter Woche könnte auch die Meldung gesorgt haben, dass China in Frankreich fünf bis zehn Schiffe mit jeweils 60.000t Weizen gekauft hat. Die Lieferung soll von November bis März erfolgen.
Auch Ägypten und Algerien haben Weizentender ausgeschrieben. Welcher Lieferant zum Zuge kommt wird sich diese Woche zeigen.
Ölsaaten - Tendenz fallend
Sojabohnen fielen in Chicago auf ein Ein-Monats-Tief, weil einerseits die beginnende Ernte für ein wachsendes Angebot sorgt und andererseits die Exportnachfrage unbefriedigend bleibt. Bärisch wirkten auch nachgebende Pflanzenölnotierungen, die nicht vom festeren Rohölmarkt profitierten.