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35/2023

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Der Start in die Woche: Nach der Crop Tour wird gerechnet

In der vergangenen Woche standen die Pro Farmer Crop Tour und die Ernteaussichten in Eurasien im Mittelpunkt des Interesses. In Deutschland wird die Ernte auch in dieser Woche zum Geduldsspiel.

Wie Mais und Sojabohnen im Mittleren Westen der USA auf den Feldern stehen, ist in diesem Sommer ein vieldiskutiertes Thema. Die Aussaat erfolgte häufig in sehr trockene Böden und es dauerte, bis Niederschläge den Pflanzen einen Wachstumsschub gaben. Die Pro Farmer Crop Tour zeigte nun, dass die Pflanzen die alles andere als optimalen Bedingungen besser verkraftet haben als Pessimisten befürchtet hatten. Andererseits wurde aber auch deutlich, dass die Ertragsprognosen aus dem US-Agrarministerium wohl nicht erreicht werden.

Seit den ersten Schätzungen für die US-Ernte wundern sich Händler und Analysten über die überaus optimistischen Vorhersagen aus Washington. Im Mai wurden für Mais und Sojabohnen Rekordernten von 383 Mio. t beziehungsweise 123 Mio. t vorhergesagt. Angesichts der schon zu diesem Zeitpunkt viel zu trockenen Böden erschienen diese Mengen von Anfang an wenig realistisch. In den folgenden Monaten wurden die Werte vom USDA nach und nach gesenkt. Und auch die im August-WASDE vorhergesagten 384 Mio. t Mais und 114,5 Mio. t Sojabohnen sind wohl noch nicht das letzte Wort gewesen. Nach der Crop Tour rechnet Pro Farmer mit einer US-Maisernte von 380 Mio. t und mit 112 Mio. t Sojabohnen. Diese Ernten würden aber auch dann noch zu den größten in der Geschichte des Landes gehören.

Ob die Werte erreicht werden, ist aber noch nicht sicher. Die Hitzewelle der vergangenen Tage kam vor allem für Sojabohnen zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die hohen Temperaturen könnten dazu führen, dass die Schoten nicht gefüllt werden und verkümmern. Auch dem Mais hat die Hitze geschadet, doch wegen der langsameren Reifung und des späteren Erntetermins sind die Folgen wohl weniger gravierend.

Die Börsen reagierten unterschiedlich auf die Ergebnisse der Crop Tour. Die Maiskurse gaben über die Woche betrachtet nach. Das große Angebot in den USA und die starke Konkurrenz durch Brasilien könnte die Endbestände in den USA im Wirtschaftsjahr 2023/24 weiter anschwellen lassen. Anders ist die Lage bei Sojabohnen. Trotz der großen Ernte rechnen Analysten damit, dass die Endbestände in den 2023/24 weiter schrumpfen und die Menge so niedrig sein wird wie zuletzt vor acht Jahren. Diese Aussichten stützen den Sojamarkt in den USA, was letztlich auch dem Rapshandel an der Euronext zu Gute kam.

Die schwere Maisbilanz belastet dagegen den Weizenhandel. Als weiterer bärischer Faktor kamen in der vergangenen Woche neue Ernteprognosen aus Russland. SovEcon erwartet nach überraschend guten Erträgen in Zentralrussland nun 92 Mio. t, das sind 5 Mio. t mehr als vor einem Monat. Das USDA rechnete bisher mit nur 85 Mio. t. In der SovEcon Bilanz sind die Erntemengen aus den von Russland besetzten Gebieten in der Ukraine nicht enthalten.

Dass sich Weizen an der Euronext besser halten konnte als an der CBoT lag am schwächeren Euro, aber auch an den aktuellen Ernteaussichten in der EU. Der Europäische Prognosedienst MARS hat seine Prognose für die Weizenerträge in der EU in dem am vergangenen Montag veröffentlichten August-Bericht zum dritten Mal in Folge gesenkt. Die EU-Komission kürzte ihre Prognose für die EU-Weichweizenernte um 300.000t auf 126,1 Mio. t.

Die Ernte in Deutschland wurde am vergangenen Donnerstag auf der August-Börse in Hamburg diskutiert. Händler hielten in der Mehrheit die Ernteerwartungen des Deutschen Bauernverbandes für zu pessimistisch. Klar wurde aber auch, dass das Futterweizenangebot hoch sein wird. In Schleswig-Holstein, wo normalerweise viel Brotweizen für den Export produziert wird, richtet sich der Handel nun auf Futterweizenexporte ein. Nachfrage wird vor allem in Spanien gesehen.

Vertreter der Mühlen gaben sich in Hamburg betont gelassen und befürchten keine gravierenden Versorgungsprobleme mit guten Qualitäten. Derzeit decken sich die großen Verarbeiter mit Ware aus Osteuropa ein. Dieser Import erklärt auch die verhaltene Nachfrage auf dem deutschen Markt. Andererseits ist aber auch die Abgabebereitschaft nicht sehr groß. Die Ernte wird auch in den in den kommenden Tagen immer wieder durch Regenfälle unterbrochen und bleibt so ein Geduldsspiel.

Die Rapsernte ist dagegen weitgehend abgeschlossen. Die Ergebnisse des RAPOOL-Erntemonitoringszeigen, dass die Erträge die Werte aus dem Vorjahr nicht erreichen.

Am Montag dieser Woche wurde gemeldet, das der türkische Präsident Erdogan im September Russland besuchen will, um über das gescheiterte Getreideabkommen zu sprechen. Als positives Signal wurde die Nachricht gewertet, dass ein zweites Schiff den ukrainischen Hafen Odessa über einen neuen Korridor ohne russischen Angriff verlassen habe. Die russische Regierung betonte jedoch, dass dies keinen Einfluss auf eine mögliche Erneuerung des Getreideabkommens habe. Der neue Korridor sei „eine ganz andere Sache“ und werde vom russischen Verteidigungsministerium nach Bedarf überwacht, sagte Kreml-Sprecher Peskow.

Am gestrigen Dienstag verlor der meistgehandelte Dezember-Kontrakt 4 EUR auf 236,25 EUR/t und fiel damit auf den tiefsten Stand seit dem 13. Juli. Der September-Kontrakt beendete den Handel bei 225,25 EUR/t!

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