Getreide: Der feste Euro und bessere Aussichten für die Ernte 2025 ziehen die Weizenkurse an der Euronext weiter in die Tiefe. Ein wichtiger Kunde könnte die Importe aus der EU reduzieren.
Die Weizen-Futures an der Euronext sackten am Dienstag weiter ab. Der Frontmonat Mai verlor 2,75 EUR auf 208,50 EUR/t, der September 4,25 EUR auf 208,25 EUR/t. An den US-Börsen ging es ebenfalls Richtung Süden. Der Mai-Future an der CBoT fiel um 3 ct auf 535,5 ct/bu.
Die Stimmung auf dem Europäischen Weizenmarkt bleibt gedrückt. An der Euronext schloss der Mai-Future am Dienstag auf einem neuen Laufzeittief und der September-Termin auf dem tiefsten Stand seit zweieinhalb Jahren. Niederschläge in Mittel- und Nordeuropa sowie in den südlichen Plains der USA minderten die Furcht vor Ertragseinbußen bei der Ernte 2025. Der erneut festere Euro beeinträchtigt die Exportvermarktung aus der EU. Die EZB legte den Referenzkurs am Dienstag bei 1,1476 USD fest, den höchsten Stand seit dreieinhalb Jahren. Der Dollar fiel am Dienstag auch gegenüber anderen Währungen auf Mehrjahrestiefs, da die Angriffe von Präsident Donald Trump auf die Federal Reserve Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit der Zentralbank aufkommen ließen.
In der kommenden Saison könnte die Nachfrage beim aktuell zweitwichtigsten Weizenkunden der EU weiter sinken. Dank höherer Niederschläge erwartet die Regierung in Marokko diesem Jahr eine Getreideernte von 4,4 Mio t, was gegenüber 2024 einem Anstieg von 41% wäre. Marokko hat in der laufenden Saison 2,35 Mio t Weizen in der EU gekauft, das waren 14% alle Lieferungen in Drittstaaten. Im gleichen Zeitraum 2023/24 waren es noch 3,61 Mio t. Ein Grund für den Rückgang sind steigende Lieferungen aus Russland. Bei einem Anstieg der heimischen Produktion könnte der Importbedarf weiter zurückgehen.
Das Exportgeschäft der EU bleibt schwach. Die EU meldete am Dienstag für die laufende Saison Verladungen in Drittstaaten von 17,17 Mio t, das sind 500.000t mehr als vor einer Woche gemeldet wurden, Der relativ starke Anstieg resultiert aber auch aus Nachmeldungen, denn der Wert für die vergangenen Woche wurde um 200.000t nach oben korrigiert. Im Vergleich zum vergangenen Jahr sind die Weichweizenexporte der Europäischen Union um 34% zurückgegangen. Für Deutschland wurde für die laufende Saison eine Menge von 2,133 Mio t angegeben, was einem wöchentlichen Anstieg von 76.000t entspricht (Vorwoche: 57.000t).
Der Zustand des Winterweizens in der EU hatte sich schon im Februar und März verbessert, wie der monatliche MARS-Report zeigte, der am Dienstag veröffentlicht wurde und die Zeit vom 1. März bis zum 12. April abbildete. Die Ertragsprognose für Winterweizen wurde gegenüber dem März-Bericht von 6,00 auf 6,03 t/ha angehoben, was 5% mehr sind als im Fünfjahresdurchschnitt. Für Deutschland wird wie schon im März ein Ertrag von 7,64 t/ha angenommen. Für Frankreich wurde die Prognose von 7,17 t/ha auf 7,10 t/ha gesenkt. Höhere Erträge als im März werden unter anderem für Spanien, Rumänien und Ungarn vorhergesagt.
In den USA wurden die Verluste durch den schwächeren US-Dollar und die schwächeren Bestandsbewertungen begrenzt, die das USDA am Montagnachmittag veröffentlicht hatte. Der Crop Progress Report zeigte, dass 45% der Winterweizen-Flächen in den USA mit gut und ausgezeichnet bewertet wurden, das waren 2 Prozentpunkte weniger als in der Vorwoche und 5 Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr. Analysten hatte 47% erwartet. Die Aussaat von Sommerweizen war laut USDA zu 17% abgeschlossen und lag damit über dem Fünfjahresdurchschnitt von 12% und den Schätzungen der Analysten von 13%. Vor einer Woche waren 7% der Fläche ausgesät.