Getreide: Die EU-Weizenbestände befinden sich mehrheitlich in einem guten Zustand. Allerdings gibt es auch Regionen, die mit widrigem Wetter zu kämpfen haben.
In der gestrigen Börsensitzung konnte sich der alterntige Euronext-Weizen nach einer längeren Schwächephase, die sich bereits über zwei Wochen zieht, stabilisieren. Der Mrz25-Kontrakt zeigte ein moderates Plus von 50 Cent bei 225,00 EUR/t. An der CBoT konnte sich die Fälligkeit Mai25 im Tagesverlauf etwas erholen, nachdem es am Vormittag zunächst abwärts ging. Am Abend konnte ein kleines Minus von 5,75 ct auf 587,75 ct/bu jedoch nicht verhindert werden.
Die meisten Getreidebestände in der EU befanden sich Mitte Februar mehrheitlich in einem guten Zustand, wie ein Bericht des Prognosedienstes MARS belegt. Dennoch haben einige Regionen mit widrigen Bedingungen zu kämpfen. Besonders besorgt waren zum Jahreswechsel die Landwirte in Frankreich. Nach sehr nassen Bedingungen in der Vorsaison, die zur kleinsten Ernte seit den 1980er Jahren führte, verzeichnete das Land auch im Januar erneut starke Niederschläge. Mittlerweile hat sich die Situation etwas stabilisiert. In Osteuropa zeigt sich ein anderes Bild. Vor allem Rumänien und Bulgarien hatten mit Trockenheit zu kämpfen, weshalb eine neue Aussaat im Frühjahr möglich erscheint. Die bereits angeschlagenen Bestände könnten zudem durch Fröste in der zweiten Februarhälfte zusätzlich belastet werden, insbesondere in Gebieten ohne schützende Schneedecke.
Die Wetterbedingungen variieren weltweit mit entsprechenden Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Die US-Ebenen bleiben bei gemäßigten Temperaturen trocken. In Russland blieben die Ernten von den kalten Temperaturen unbeschädigt. Die Ernten am Schwarzen Meer könnten nun von gemäßigten Temperaturen und einer höheren Regenwahrscheinlichkeit profitieren. In Indien herrschen warme und trockene Bedingungen.
Die wöchentlichen US-Weizenexportinspektionen betrugen 376.000 t, was einen Anstieg gegenüber der Vorwoche mit 250.000 t darstellt, jedoch unter dem Vorjahreswert von 482.000 t liegt.
Ägypten gibt unterdessen an, über ausreichende Vorräte an Bohnenöl und Weizen für einen Zeitraum von fünf Monaten zu verfügen. Noch vor wenigen Monaten hatte das nordostafrikanische Land einen hohen Bedarf an Importen gemeldet, der mit großen Käufen noch im alten Jahr gedeckt worden sein soll. Der monatliche Verbrauch liegt bei 750.000 t, wie Versorgungsminister Sherif Farouk in einem TV-Interview mitteilte.
Polen unterstützt derzeit nicht den Vorstoß von Ungarn, Bulgarien, Rumänien und der Slowakei zur Wiedereinführung von Vorkriegsquoten für ukrainische Agrarprodukte, wie Landwirtschaftsminister Czeslaw Siekerski bei einem EU-Ministertreffen erklärte. Die polnische Regierung betont, dass die aktuelle Lage komplex sei und künftige Handelsmaßnahmen von mehreren Faktoren abhängen - insbesondere der militärischen Situation in der Ukraine und möglichen Änderungen der EU-Handelspolitik. "Wir müssen jetzt diskutieren, ohne zu wissen, was in den kommenden Tagen geschehen wird. Zölle und die Kriegslage in der Ukraine erfordern eine längerfristige Perspektive", so Siekerski. Als EU-Ratsvorsitzender bemüht sich Polen um eine neutrale Position und sucht nach Kompromisslösungen. Für den 13. März ist ein Treffen der Kommission geplant, um weitere Schritte im Agrarhandel zu erörtern. Polen scheint aufgrund hoher Importmengen vor allem zu Beginn der russischen Invasion in die Ukraine eine zurückhaltende Position einzunehmen. Der heimische Markt wurde damals durch große Getreidemengen belastet und die lokalen Preise gerieten massiv unter Druck. Das sorgte für starke Verunsicherung und Unmut bei den Landwirten, die auf die Straße gingen und protestierten. Um eine ähnliche Situation zu vermeiden, agiert Polen vorsichtig.