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44/2022

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Generalversammlungen Raiffeisen Schwalm-Nette eG für die Bilanzen 2020 und 2021

Die Generalversammlungen für die Bilanzen der Jahre 2020 und 2021 finden am Dienstag, dem 22. November 2022 um 19:30 Uhr im Restaurant Schänzchen, Am Schänzchen 5, 41334 Nettetal statt. Mitglieder erhalten eine gesonderte Einladung.

Russland kündigt Getreide-Abkommen!

Rückblick

Schon mit der Invasion Russlands in der Ukraine schnellten die Weizenkurse nach oben. Die Tage am und nach dem 24. Februar sind den meisten Marktteilnehmern wohl noch im Gedächtnis. Die Kurse, vor allem für Weizen, aber auch Mais und Raps schnellten in ungeahnte Höhen. Im Verlaufe des Sommers folgte dann die Gegenbewegung, wofür grundsätzlich 2 Faktoren verantwortlich gemacht werden konnten. Auf der einen Seite hat die Ernte auf der nördlichen Halbkugel für etwas Entspannung in der Getreidebilanz gesorgt, auch wenn die Erträge nicht immer die Erwartungen erfüllten. Auf der anderen Seite führte das Getreide-Abkommen zwischen der Ukraine, Russland, der Türkei sowie der UN dazu, dass die Hoffnung auf umfangreiche Exporte aus der „Kornkammer Europas“ stieg. Die beiden Kriegsparteien Russland und Ukraine unterzeichneten am 22. Juli dazu jeweils getrennt voneinander Papiere mit der Türkei, die die sichere Ausfuhr über einen festgelegten Korridor ermöglichen. Aus der Vereinbarung ging unter anderem hervor, dass auch Russland, dass vorher mit Sanktionen belegt wurde, die Ausfuhr von Agrargütern zugelassen werde. Ein weiteres wichtiges Merkmal und späterer Streitpunkt war die „Verwendung“ der Exporte. Unterschiedlichen Medien zufolge war es das Ziel, mit den Ausfuhren die ärmsten Länder der Welt mit nötigem Getreide zu versorgen, um Hungersnöten entgegenzuwirken.

Am 01. August passierten die ersten Schiffe den Korridor und wurden in den 3 zugelassenen Häfen in der Ukraine beladen. Vorher musste sich jeder Frachter einer Inspektion in Istanbul unterziehen, an der alle 4 Verhandlungsparteien teilnahmen. Gleiches galt auch nach der Ausfahrt aus der Ukraine. Damit sollte vor allem vermieden werden, dass Waffen in den Frachträumen in die Ukraine geliefert werden. Bis Anfang September passierten bereits eine hohe zweistellige Zahl an Schiffen die Route. Allerdings äußerte sich der russische Präsident bereits damals unzufrieden. Er bemängelte nach eigenen Angaben, dass von 87 beladenen Schiffen nur zwei eine Destination in Afrika hatten, was nicht dem Abkommen entspräche. Zu viel Ware würde demnach nach Europa geliefert worden sein.

Knapp zwei Monate später gibt es allerdings auch andere Erhebungen aus ukrainischen Regierungskreisen, wonach 331 Schiffe den Korridor genutzt haben, mit denen rund 7,5 Mio. t Getreide exportiert werden konnte. Demnach hätten rund 60% ihr Ziel in Afrika gehabt. Pro Monat betrugen die Ausfuhren damit rund 2,5 Mio. t, was eine deutliche Steigerung zu den Exporten über die Schiene in den Monaten zuvor war. Vor Kriegsausbruch wurden im Schnitt etwa 3,5 Mio. t Getreide pro Monat exportiert. Das Abkommen sollte als Grundlage für weitere Verhandlungen sorgen und galt als erster wichtiger Erfolg für die Versorgung der Welt mit Getreide.

Aktuelles

Während es in den Tagen zuvor sogar Gespräche über eine Verlängerung gab, kündigte Russland am Samstag das Abkommen mit sofortiger Wirkung gegenüber der UN auf. Zuvor soll es Drohnenangriffe auf die Infrastruktur der russischen Schwarzmeerflotte im Hafen von Sewastopol auf der annektierten Krim gegeben haben. Dabei soll u.a. ein Minenräumschiff beschädigt worden sein. Russland gab der Ukraine unter Beteiligung des britischen Geheimdienstes dafür die Schuld. Das Abkommen könne keinen weiteren Bestand haben, da die russische Regierung die Sicherheit der Transporte vorerst nicht mehr gewährleisten könne. Russland habe daraufhin eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats beantragt. Die Regierung fordert, dass sich die UN auch dafür einsetzen solle, dass russische Agrargüter sowie Düngemittel im Westen vermarktet werden.

Die Äußerungen zu den jüngsten Entwicklungen ließen natürlich nicht lange auf sich warten. Der ukrainische Präsident Selenskyj äußerte scharfe Kritik an der Aussetzung des Abkommens und forderte, dass Russland nicht in die G20 gehöre. Die russische Regierung hat sich bisher noch nicht dazu geäußert, ob sie am Gipfel am 15. und 16. November auf Bali teilnehmen werde. Der ukrainische Außenminister Kuleba ergänzte, dass Russland sich an die Vereinbarung halten solle und ein UN-Sprecher sagte, dass das Abkommen nicht gefährdet werden dürfe und man nach wie vor in Kontakt zum Kreml stehe. Auch der Westen in Form von US-Außenminister Blinken erhob Vorwürfe gegen die vorzeitige Kündigung der Vereinbarung und mahnte, dass Russland die Getreidelieferungen bzw. die Blockade dieser als Waffe einsetze.

In der Nacht von Sonntag auf Montag reagierte vor allem Weizen an der US-Börse CBoT in Chicago mit spürbaren Aufschlägen von teilweise über 60 US-Cent/bu bzw. mehr als 7%. Weniger besorgt reagierten die Europäer am Montagmorgen mit einem Anstieg von gut 15 €/t bzw. knapp 5% in der Spitze. Beide Märkte beruhigten sich im Laufe des Vormittags und zeigen Aufschläge von 3,5 – 5,5% auf den vorderen Handelsterminen.

Ausblick

Ein Ausblick ist in dieser angespannten Lage natürlich nicht leicht zu formulieren. Grundsätzlich ist die Kündigung des Abkommens natürlich eine relativ hohe Eskalationsstufe. Ob die Reaktion der Börse zu schwach oder zu scharf war, lässt sich nur schwer einschätzen. Ganz offensichtlich ist allerdings, dass die unterschiedlichen Parteien mit gegenseitigen Anschuldigungen nicht zurückhalten, was Gespräche und Verhandlungen vorerst erschweren dürfte. Relativ wahrscheinlich ist allerdings auch, dass die Verhandlungsführer irgendwann wieder an einen Tisch zusammenkehren, da eigentlich alle Seiten ein Interesse an den Exporten haben. Russland hat eigenen Angaben zufolge in diesem Jahr bei Weizen eine Rekordernte eingefahren, sodass umfangreiche Mengen für den Export bereitstehen dürften. Auch in der Ukraine besteht trotz gut 1/3 Ernteeinbußen im Vergleich zum Rekordjahr 2021 noch ein ausreichender Überschuss für Ausfuhren zur Verfügung. Der Westen ist an der Ware interessiert, damit die Preise nicht in die Höhe schnellen und Hungersnöte, vor allem in Afrika, auslösen. Über kurz oder lang wird es somit wohl wieder zu Gesprächen und voraussichtlich auch Einigungen kommen. Ob der G20-Gipfel Mitte November möglicherweise als Anlass genommen wird, oder ob der Westen schon im Vorfeld versuchen wird, Verhandlungen zu starten, bleibt abzuwarten. Davon wird voraussichtlich auch die weitere Entwicklung der Weizenpreise abhängen. Extreme Steigerungen wie Ende Februar bzw. Anfang März sind zwar vorerst nicht zu erwarten, sollte jedoch über Wochen oder ggf. Monate keine Lösung gefunden werden, könnten die Preise vorerst weiter zulegen. Wird eine Vereinbarung getroffen, sind Rückgänge denkbar.

Neben den Getreideexporten sollte aus unserer Sicht noch ein weiterer Punkt beachtet werden. Russland ist ein wichtiger globaler Düngemittelproduzent und konnte in den letzten Monaten wahrscheinlich nicht so viel Ware exportieren wie in den Jahren zuvor. Gleichzeitig zwingen die hohen Energiekosten in Deutschland beispielsweise BASF aber auch Yara dazu, die Kapazitäten herunterzufahren bzw. die Produktion ins Ausland zu verlegen. Zunächst führt das dazu, dass weniger Düngemittel zur Verfügung stehen und die Preise entsprechend anziehen bzw. auf hohem Niveau verharren, was sich auf die Erträge auswirken könnte. Zum anderen sind die Ausfuhren für Russland ein Milliardengeschäft und da die Produktionskosten dort verhältnismäßig gering bleiben dürften, wird über kurz oder lang wieder am Export dieser Mittel interessiert sein.

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